Mein Onkel war nun ausgezogen, so dass wir damit beginnen konnten, seine alte Küche auszubauen. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass wir rege Untermieterschaft im Haus bemerkten? Nein? Na dann. In der Küche wurde des Öfteren eine Maus gesichtet. Als erstes immer von Berry, dem Hund meines Onkels. Also haben wir aus dem Baumarkt 4 Lebendfallen gekauft und aufgestellt. Wir vermuteten nämlich, dass die Mäuse vom Keller direkt in die Küche einen Weg gefunden haben müssen. Das Haus ist nur zu einem Drittel unterkellert, eben unter der Küche. Die Kellerdecke (Küchenboden) besteht aus einer Fichtebalkenlage, deren Zwischenräume mit Backsteinen und Kalkmörtel ausgemauert wurden. Ich mache es kurz. Binnen vier Tagen haben wir ca. 40 Mäuse gefangen und im Feld ausgesetzt (wir konnten sie einfach nicht töten :-D). Manchmal wurde die Falle im Schrank unter der Spüle aufgestellt und gerade als wir dessen Tür verschlossen hatten, knallte es schon wieder. Irgendwann blieben die Fallen dann leer. Wir haben quasi mehrere Generationen Mäuse zwangsumgesiedelt.
Zwischenzeitlich haben wir uns schildbürgerlich dazu entschlossen, nachdem wir die Gefache wieder weiß gestrichen hatten, selbige im Giebel zur Strassenseite hin zu entfernen. Beim Streichen der Gefache haben wir nämlich festgestellt, dass die Ausmauerung aus Ytong im Gefach bedenklich wackelte. Also, sagten wir uns, hauen wir das schnell raus, ist ja gleich wieder zugemauert. Lehmsteine sollten es dann sein. Hier begann langsam mein tieferes Interesse an Baustoffen wie Lehm und Kalk, da ich mittlerweile immer mehr Fachliteratur zu lesen begann und allmählich begriff, dass an diesem Haus, welches ja erst 1991 komplett saniert wurde, aus denkmalpflegerischer Sicht eigentlich alles falsch gemacht wurde, was falsch zu machen war.
Also wurde flugs der Ytong entfernt. Was dann zum Vorschein kam, war nicht sehr erbaulich (siehe Bilder unten). Dort wo die Zapfen der Fensterständer in die Zapfenlöcher der Stockschwelle eingelassen waren, war das Holz komplett verfault und bröselte selbstgefällig davon. Dieser Schaden bildete sich aber sicherlich schon seit einigen Dekaden aus. Es wurde eben nie etwas dagegen unternommen. Ganz im Gegenteil. Statt einer fachmännisch Reparatur der geschädigten Holzstellen wurde einfach zementhaltiger Mörtel in die verfaulten Löcher der Schwelle gestopft. Zement und Ytong hielten das Wasser und verhinderten sicher die zügige Austrocknung des Holzes. Erschwerend kommt hinzu, dass die Strassenseite gen Westen zeigt und somit in erhöhtem Maße dem Schlagregen ausgesetzt ist. Die Schwelle war zum Verfaulen verurteilt.
Einen Zimmermann, der restauratorisch arbeitet, hatten wir zu der Zeit nicht. Also mussten wir uns erst einmal umschauen, wer so etwas überhaupt bei uns im Umkreis macht.
Als die Gefache dann freilagen, enthüllte sich auch der Wandaufbau im unteren Stockwerk. Dieser ließ ebenfalls nichts Gutes erwarten. So langsam dämmerte uns, dass dies eine große und länger währende Baustelle werden wird.